Das Nettoäquivalenzeinkommen unter 60% als Zeichen von Armutsgefährdung stieg bereits in den vergangenen Jahren im Alterscluster der über 50-ig jährigen –unabhängig vom Geschlecht- kontinuierlich an. Nur in der Betrachtung der Dimension erscheint die „Armutsquote“ bei männlichen Rentnern sich parallel niedriger zu entwickeln als bei weiblichen Rentnern – jedoch in der prozentualen Verteilung in der Bevölkerung zeigt sich bei beiden Geschlechtern der gleiche Trend. Das weist auf eine möglich kommende Altersarmut von einem nicht unerheblichen Anteil der Bevölkerung hin. Dabei steigen die Miet- und Kaufpreise von Wohnungen und Immobilien in Deutschland in der Vergangenheit deutlich. Wie soll dann mit einem absehbar sinkenden Einkommen als Rentner, steigenden Kosten für Unterkunft und Gesundheitsausgaben das Leben in Deutschland gesichert werden? Auch wie bereits gezeigt kann die junge Generation im Sinne des Mehrgenerationen-Zusammenlebens nicht weiterhelfen. Wie kann dieser Spagat im Alter geleistet werden?
Abbildung 5: Armutsgefährdungsquote vor Sozialleistungen nach dem Alter, Anteil in %; © Statistisches Bundesamt (Destatis)
Video: Die Armuts-Rentner
Armutsgefährdungsquote: Anteil der Bevölkerung mit einem Nettoäquivalenzeinkommen (nach Sozialleistungen) unterhalb 60 % des Medians des Nettoäquivalenzeinkommens der gesamten Bevölkerung.
Die Armutsgefährdung steigt offensichtlich seit etwa 2010 im Rentenalter an. Die Ostblockstaaten wie Bulgarien sind eine Alternative dort ein befreites Leben ohne Schuldendruck und Belastung führen zu können.
Sowohl prozentual als auch nominell steigt die Armutsgefährdung im Alter.
Rentenbeispiel für eine 70-ig jährige Rentnerin alleinlebend:
Tabelle 7: Rechenbeispiel Rente mit Aufstockung
Rente | 670 € | |
+ Wohngeld | 70 € | 740 € |
- Miete | 400 € | 340 € |
- Fixkosten | 220,00 € | 120 € |
Zum Leben verbleibend | 120 € | |
Die in diesem Rechenbeispiel verbleibenden 120 € müssen dann für Essen, Einkauf täglicher Bedarf und Kleidung, medizinische Leistungen und Medikamentenzuzahlung sowie Kulturausgaben und vielleicht ein kleines Geschenk für die Enkel reichen!
In Deutschland steigt im zunehmenden Maße die Altersarmut. So sehen wir in der folgenden Grafik das deutliche Anwachsen der Zahl an Rentnern und Erwerbsminderungsrentnern in Deutschland die mit Grundsicherung auskommen müssen.
Abbildung 8: Rentner und Erwerbsminderungsrentner die von Grundsicherung leben (statistisches Bundesamt)
Die Armutsschwelle ist in Deutschland nicht sehr schwer zu erreichen – da reicht eine Rente unter 1060,50 EUR/Monat um als arm zu gelten:
Abbildung 9: Schwellenwert in € für Armutsrisiko für Alleinlebende in ausgewählten EU-Ländern 2016 (Eurostat/Statista)
Prognose der Armutsgefährdungsquote in Deutschland
Die Statistik zeigt Berechnungen der Armutsgefährdungsquote für Menschen ab dem 67. Lebensjahr. Dabei werden unterschiedliche Arbeitsmarktszenarien und Realverzinsungsstufen berücksichtigt (Statista 2018).
Abbildung 10: Armutsgefährdungsquote in Prozent ab 67.Lj. nach Relativverzinsungs-Niveau 2015-2036 (Statista 2018)
Auch nach der Arbeitsmarktentwicklung lässt sich kein optimistischeres Bild zeichnen.
Abbildung 11: Armutsgefährdungsquote in Prozent ab 67.Lj. nach Arbeitsmarktentwicklung 2015-2036 (Statista 2018)
Eine Armutsgefährdung im Rentenalter von 16 bis fast 22% droht.
Auch im internationalen Vergleich steht Deutschland nicht ganz so gut dar, wenn man sich die Daten von Eurostat betrachtet. Hier einige Ausschnitte aus der Studie „Altersarmut – Heute und in der Zukunft“ vom Deutschen Institut für Altersvorsorge.
Abbildung 12: Armutsrisikoquotient 2015 relativ (Eurostat)
Dabei zeigen sich bestimmte Items als besonders risikoreich für drohende Altersarmut:
Tabelle 3: Altersarmut in Prozent und Personencharakteristika 2013 (Deutsches Institut für Altersvorsorge)
Haushaltstyp | Region | Geschlecht | |||||
Alleinlebend | Paare | Sonst | Ost | West | Mann | Frau | |
Anteil Personen | 31 | 12 | 9 | 24 | 17 | 15 | 21 |
Besonders Alleinlebende mit etwa 31% (z.B. auch verwitwete Personen wo der Partner bereits verstorben ist) sind offenbar von Armut betroffen. Das betrifft wohl eher Frauen, da Männer statistisch eine kürzere Lebenserwartung haben. Es zeigt sich auch ein gewissen Ost-West-Gefälle.
Tabelle 4: Altersarmut in Prozent und Personencharakteristika 2013 (Deutsches Institut für Altersvorsorge)
Staatsangehörigkeit | Bildungsabschluss | |||||||
Deutsch | Übrige EU | Sonst | Keinen | Lehre | Meister | FH | Uni | |
Anteil Personen | 18 | 19 | 59 | 27 | 21 | 16 | 14 | 8 |
Besonders trifft die Altersarmut Menschen, die aus Nicht-EU-Staaten eingewandert sind, sie scheinen deutlich überdurchschnittlich von Sozialleistungen abhängig zu sein.
Aber auch der Bildungsstatus spielt eine nicht unbedeutende Rolle. Je niedriger die Qualifikation umso höher das Risiko für Altersarmut in Deutschland.
Tabelle 5: Altersarmut in Prozent und Personencharakteristika 2013 (Deutsches Institut für Altersvorsorge)
Soziale Stellung | Wohnstatus | |||||
Rentner | Pensionär | Hausfrau | Alle sonst | Mieter | Eigentümer | |
Anteil Personen | 20 | 1 | 21 | 29 | 37 | 5 |
Als Rentner hat man in Deutschland eine hohe Wahrscheinlichkeit in die Altersarmut zu kommen im Vergleich zum Pensionär (Beamte).
Auch als Haus- oder Wohnungsbesitzer ist das Armutsrisiko deutlich geringer als bei Mietern. Jedoch ist immer die Frage wie lange die eigene Immobilie bewirtschaftet werden kann und ob sich nicht der Umzug in eine kleinere Einheit wie von einem großen Einfamilienhaus in eine Wohnung lohnen kann.
Das niedrigste Risiko haben pensionierte Akademikerpaare im Eigenheim.
Abbildung: Armutsgefährdungsquote Deutschland (http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de)
Abbildung: Armutsgefährdungsschwelle Deutschland in EUR Zwei-Personen-Haushalt (http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de)
Abbildung: Armutsgefährungsschwelle Deutschland in EUR für Ein-Personen-Haushalt (http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de)
Gini-Koeffizient
Der Gini-Koeffizient ist ein Maß der relativen Konzentration beziehungsweise Ungleichverteilung von Geld. Dieser kann einen Wert zwischen Null und Eins annehmen. Bei völliger Gleichverteilung ergibt sich für den Gini-Koeffizienten ein Wert von Null und bei Konzentration des gesamten Einkommens auf nur eine Person ein Wert von Eins. Je höher also der Gini-Koeffizient, desto größer ist die Ungleichverteilung. Je Kleiner der Wert umso gerechter die Gesellschaft.
Abbildung: Gini-Koeffizient der Äquivalenzeinkommen (http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de)
Video: Altersarmut - Arbeiten bis ins Grab